Verkehrte Welt bei Rechts und Links entlarvt einen Kampf um die Pfründe

Außerdem: Frühstück mit Thomas Gottschalk und Roberto Blanco

Held des Tages: Evelyn Palla

Seit Anfang Oktober ist die Südtirolerin Evelyn Palla die erste Frau an der Spitze der Deutschen Bahn. Ihr Knallhart-Programm: Massiver Personalabbau in den oberen Etagen, die Sicherheit in den Zügen und Bahnhöfen soll verbessert werden, Toiletten sollen sauberer werden, Bordbistros sollen wieder funktionieren. Das Wichtigste: Die Bahn muss wieder pünktlicher werden.

Wenn sie selbst Bahn fährt, macht sie schon mal ein verschmutztes Klo sauber, wie sie der Bild sagte. „Ich reinige immer die Toiletten dahingehend, dass ja oft auch Papier am Boden liegt. Man kann einfach mal über das Waschbecken wischen, damit es wieder sauber ist. Es sind ja auch meine Gäste, die da im Zug Platz genommen haben.“

So spricht eine, die es wissen will. Selber anpacken, auch wenn man Chefin ist – heldenhaft!

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Britta Haßelmann, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag

Die Linken sind jetzt rechts. Seit geraumer Zeit erleben wir einen interessanten Seitenwechsel in der Politik. Die Grünen, als Pazifisten-Partei gestartet, sind heute für die Wehrpflicht, die sie früher „Kriegsdienst“ nannten. Die „Rechten“ von der AfD, stets als Nationalisten verschrien, wollen für (dieses) Deutschland nicht mehr in den Krieg ziehen.

Die Linken sind heute regelrechte Fans des Verfassungsschutzes, den von Grün bis Linkspartei früher viele gänzlich abschaffen wollten, während heute das Prädikat „gesichert rechtsextremistisch“ gläubig, oft und gern zitiert wird, als habe der HERR dem Bundesamt die steinernen Gesetzestafeln persönlich übergeben. Plötzlich soll der Rechtsstaat wehrhaft sein, den sie noch bekämpften, als er gegen die RAF vorging oder per Radikalen-Erlass Kommunisten vom Dienst ausschloss.

Die Linken sind heute gar für gepflegte Umgangsformen, verbitten sich böse Wörter (Paschas, Kopftuchmädchen, Messermänner…) und das Auslachen linker Ministerinnen als staatliche Respektspersonen.

Verkehrte Welt. Doch bei Lichte besehen, hat sich gar nicht so viel verändert. Im Grunde geht es – wie so häufig – lediglich um Pfründe.

Auf einmal soll der Staat wehrhaft sein gegen die Konkurrenz von rechts, soll diesmal die andere Seite des Parteienspektrums überwachen, nachdem man durch die Institutionen gewandert ist, dass man reichlich NGO-Subventionen, kulturelle Dominanz in Kultur und Medien zu verlieren hat.

Wollten das linke Lager und die Grünen im Kalten Krieg das eigene Land nicht verteidigen und lieber Frieden ohne Waffen schaffen, wettern sie heute gegen die gleiche Naivität, wenn sie von ganz links und rechts außen kommt und sind nun stolz darauf, schon innerhalb von vierzig Jahren so weit hinzugelernt zu haben, dass Wehrhaftigkeit womöglich doch einen Sinn hat.

Eigentlich ist das mit dieser Demokratie und dem friedlichen Machtwechsel eine ganz gute Idee. Solange es einen nicht selbst betrifft. Aber da finden sich schon Mittel und Wege.

Und wenn gar nichts mehr hilft, muss man halt ein wenig in die Kiste mit den autoritären Ansätzen greifen. Kandidaten nicht zulassen, Parteienverbote, Ausgrenzung, gesellschaftliche Ächtung. Eigentlich schade, dass die Demokratie gerade in dem Augenblick zu versagen droht, in dem sie sich hätte bewähren können.

Frühstück mit Thomas Gottschalk und Roberto Blanco

Es war ein Zusammentreffen der bezeichnenden Art: Thomas Gottschalk und Roberto Blanco kamen sich auf wenige Meter nah, diese Helden des deutschen Unterhaltungsfernsehens. Die Szene war ein Hotel, der Anlass das Frühstück, der Tag der zweite Advent. Gottschalk war immer und immer wieder auf dem großen Monitor zu sehen, wo ein Nachrichtensender die schönsten Szenen aus seiner Abschiedsshow vom Vortag zusammengestellt hatte. Roberto Blanco bediente sich leibhaftig am Büfett, wenige Meter davor.

Ja, es war ein virtuelles Zusammentreffen. Fernsehbilder trafen auf eine reale Gegenwart. Und doch war es ein Rendezvous, das den Schreiber dieser Zeilen, den Augen- und Ohrenzeugen, ins Grübeln brachte.

Blanco hatte zuvor ein Konzert mit einem Jazz-Ensemble bestritten. Der Lokalzeitung gab er ein Interview. Dabei sang er mit kräftiger Stimme den Weihnachtsklassiker „Feliz Navidad“. Er scherzte und lachte. Im Hotel war er gut zu Fuß. Er ist 88 Jahre alt, Ehrenmitglied der CSU und bekannte im Interview: Ans Aufhören denke er nicht. Singen sei sein Leben.

Gottschalk hat seinen Abschied von der Showbühne hinter sich. Eine Krebserkrankung ließ ihm keine Wahl. Er ist 75 Jahre alt, hat Koordinationsprobleme, aber er lächelt noch immer das umwerfende „Thommy“-Lachen eines notorisch gutgelaunten Conférenciers. Mit Blanco und Gottschalk waren für einen Moment (und indirekt) zwei Matadore des Frohsinns im Raum.

Die Botschaft, die sie verbindet, ist nach ihrem vollzogenen wie ihrem bevorstehenden Adieu wichtiger denn je: Der Mensch bleibt nur dann Mensch, wenn er sich immer wieder entführen lässt ins Zauberreich der guten Laune und der Zuversicht.

Wie konnte ich nur so dumm sein, den CDU-„Rebellen“ zu trauen?

Das Rentenpaket wurde am Freitag beschlossen. Mit Kanzlermehrheit. Natürlich. Mit den Stimmen der allermeisten, die sich seit Wochen als die „Renten-Rebellen“ geriert haben. Natürlich.

Das macht mich so unfassbar wütend. Nicht auf die CDU, sondern auf mich selbst, dass ich der CDU und ihrem angeblichen Rebellentum geglaubt habe.

Geglaubt, dass einmal die mathematische Realität stärker ist als Parteigehorsam. Gedacht, dass der unumstößliche Fakt, dass sich dieser Staat dieses Rentenpaket nicht leisten kann, gewichtiger ist als der Drang nach Machterhalt. Gedacht, dass die geballte Faust in der Tasche der (zu Recht) kritischen Abgeordneten einmal nicht zur zustimmend gehobenen Hand im Plenarsaal wird.

Die „Junge Gruppe“ hatte Fakten, Rationalität und die Zustimmung nahezu aller relevanten Ökonomen auf ihrer Seite. Die faktische Realität lautet: Dieses Land kann sich dieses Gesetz nicht leisten. Es kann sich eigentlich nicht einmal die weitere Aussetzung der Nachhaltigkeitsfaktoren bis 2031 leisten. Aber 11 von 18 „jungen“ Abgeordneten haben sich gegen all das entschieden. Gegen gesunden Menschenverstand. Gegen ihre eigene Zukunft und die derer, die sie vorgeben, zu vertreten.

Sie haben sich für Machterhalt entschieden. Für den Erhalt einer Regierung, die sich gegenseitig bekriegt („Bullshit“, „inakzeptabel“). Für den Wortbrecher und Rekordschulden-Kanzler Friedrich Merz.

Es ist kein Wunder, dass immer mehr Menschen kein Vertrauen in die Wahrhaftigkeit von Politik haben, dass sie der Politik ganz den Rücken zuwenden oder ihr verzweifeltes Heil bei denen suchen, die mit der ganzen Misere dieses Landes, dem Abstieg der Wirtschaft, den Folgen der Migration, der gescheiterten Energiewende und den Tausenden Wortbrüchen nichts zu tun haben. Zu oft ist großen Versprechungen das Gegenteil erfolgt. Zu oft war Machterhalt wichtiger als das Richtige.

Dieser Trend wird sich rasant fortsetzen. Diese CDU wird untergehen. Und das hat sie sich hart erarbeitet.

NIUS Live: So teuer wird die Rente!

Der Tag beginnt mit NIUS: Heute begrüßen wir NIUS-Kommentator Waldi Hartmann sowie NIUS-Reporter Alexander Kissler zum Talk mit Moderator Alex Purrucker live im NIUS Studio.

Sie können die Sendung ab 7 Uhr live auf YouTube sehen und im NIUS Radio hören. Sollten Sie die Folge verpassen, können Sie sie sich auch nachträglich in unserer NIUS Mediathek ansehen – wann immer Sie mögen.

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