Ohrfeigen für Ostdeutsche

Außerdem: Die Pathologisierung der Politik

Helden des Tages: Die Seenotretter vor Amrum

Es klingt harmlos – und ist doch brandgefährlich. 25 Wattwanderer (darunter Kinder) wurden plötzlich zwischen Föhr und Amrum (Kreis Nordfriesland) eingeschlossen, obwohl sie in Begleitung eines erfahrenen Wattführers waren. Die Gruppe konnte bei ansteigendem Wasser einen Priel (schmaler Wasserlauf) nicht mehr durchqueren und die Insel nicht mehr erreichen.

Der Wattführer rief die Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (nicht zu verwechseln mit den umstrittenen, nicht autorisierten Seenothelfern im Mittelmeer). Unter gefährlichem Einsatz mit Hilfe einer Leinenverbindung gelang es, die Wanderer aus dem eiskalten Wasser zu retten. Sie erlitten leichte Unterkühlungen, keine Lebensgefahr.

Unsere Helden – die Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.

Ohrfeigen für Ostdeutsche

Über die Osterfeiertage weitgehend mit Missachtung gestraft wurde eine Umfrage, die – bei Lichte betrachtet – eine explosive Botschaft enthält. Das Meinungsforschungsinsitut Insa stellte nicht nur die Sonntagsfrage und kam dabei zu einem Ergebnis wie die Konkurrenz auch. Demnach liegt bundesweit die Union knapp vor der AfD, mit 25,5 zu 24,5 Prozent. Es bleibt also ein Kopf-an-Kopf-Rennen ohne eindeutigen demokospischen Sieger. Schon diese Erkenntnis ist für die Union, die vermutlich den nächsten Bundeskanzler stellen wird, niederschmetternd. Bei Forsa liegt die Union sogar mit 25 zu 26 Prozent hinter der AfD.

Zum Debakel wird das Resultat aber, betrachtet man die getrennten Werte für den Osten und den Westen der Republik. Laut Insa dominiert die AfD in den neuen Bundesländern mit sage und schreibe 38 Prozent. Die Union erreicht nicht einmal die Hälfte, nämlich 18 Prozent. Das schwarz-grüne Bündnis, das Deutschland demnächst regieren könnte, hat im Osten eine Zustimmung von lediglich 28 Prozent.

Das zeigt: Die AfD ist die unangefochtene Volkspartei im Osten. Nach ihr kommt lange nichts. Union und SPD haben die Dramatik dieser Entwicklung noch nicht erkannt.

Sonst würden sie erkennen, dass die sogenannte Brandmauer, an der sie im Westen zumindest rhetorisch festhalten, im Osten als neue innerdeutsche Mauer begriffen wird. Wer die AfD systematisch von gesamtdeutscher Verantwortung ausschließt, mag dafür gute Gründe haben. Doch er verteilt damit auch Ohrfeigen an die Ostdeutschen.

Die Pathologisierung der Politik

Der Spiegel ist dem Phänomen Donald Trump auf der Spur. Sozialpsychologin Simone Schnall analysiert im Interview mit dem Magazin: „Manche Menschen sehen in dem Präsidenten eine Art Messias.“

Während der ersten Präsidentschaft Trumps untersuchte Schnall, warum Menschen trotz ausbleibender Steuerentlastungen an ihrer Begeisterung für den Präsidenten festhielten. Sie schlussfolgert: „Wenn ich aufgrund meiner Einstellung etwas tue, zum Beispiel einen bestimmten Politiker wähle, kann ich meine Handlung später nicht mehr korrigieren. Erreicht mich dann eine Information, die meiner Überzeugung widerspricht, tendiere ich dazu, meine Überzeugung zu ändern, statt meine Handlung zu hinterfragen.“

Ein faszinierender, irrationaler Mechanismus, der linke Medien fasziniert – aber regelmäßig nur dann, wenn „Rechte“ an der Macht sind.

Auch das Ärzte-Magazin medscape untersucht „Das Psychogramm politischer Narzissten“: „Krankhafte oder zumindest sehr ausgeprägte Narzissten sollen in der Politik relativ häufig sein. Dazu gezählt werden zum Beispiel Boris Johnson, Silvio Berlusconi, Napoleon, Kaiser Wilhelm II., Richard Nixon und auch der Sonnenkönig Ludwig XIV.“

Auch hier sucht man linke Politiker vergeblich. Was ist mit Barack Obama oder Robert Habeck? Sie werden bewusst ausgelassen, denn die Pathologisierung der Politik dient nicht dem Erkenntnisgewinn, sondern der Herabsetzung des politischen Gegners.

Und sie stößt erkennbar an ihre Grenzen. So lässt medscape den Politologen und Psychologen Dr. Moritz Kirchner zu Wort kommen: „Narzisstische Politikerinnen und Politiker zeigen eine Vielzahl von Verhaltensweisen, die sich direkt aus dem Narzissmus ableiten lassen. So suchen sie beständig die Bühne und den öffentlichen Auftritt, und sind häufig in den sozialen Netzwerken umfassend aktiv.“

Doch wem nützt es, wenn ein Politiker öffentliche Auftritte meidet oder sich aus zeitgenössischen Kommunikationskanälen zurückzieht? Ein ausgeprägter Narzissmus ist, so lässt sich ableiten, bei Politikern nicht krankhaft, sondern notwendig.

Harald Schmidt for Bundespräsident!

Derzeit wird wieder viel darüber gesprochen, wer der nächste Bundespräsident sein könnte. Die Zeit sei reif für eine Frau, ist in Berlin zu hören und auf Social Media zu lesen. Ob Mann oder Frau im höchsten Amte unseres Staates, ist die falsche Debatte.

Schön wäre nach dem Totalausfall Frank-Walter Steinmeier, erstens, mal wieder jemand mit irgendeiner Kompetenz, mit Ausstrahlung, Mut und rhetorischem Talent. Und, zweitens, und noch viel wichtiger: ein Bundespräsident des Volkes, kein Berliner Konsensapparatschik.

Zeitgemäß und angebracht wäre eine Grundgesetzänderung, die es uns Bürgern gestatten würde, selbst zu entscheiden, wer uns Deutsche repräsentiert. Die Bundesversammlung, die bisher den Bundespräsidenten wählt, ist nichts anderes als ein Kungelgremium, das den vorher festgelegten Parteiwillen in einem Wahlschauspiel vollstreckt. Das Amt des Bundespräsidenten ist auch deswegen so entwertet, weil es regelmäßig parteipolitisch verschachert und als Verhandlungsmasse missbraucht wird.

Der Bundespräsident sollte aber nicht einfach den Rückhalt des Parteien-Establishments haben, sondern eine Mehrheit der Wähler im Land auf sich vereinen. Es gibt keinen vernünftigen Grund, dass die Deutschen ihren Präsidenten nicht wählen dürfen. Als Kandidaten würde ich Harald Schmidt nominieren.

„Erwartbar“

Die Gewalt in Deutschland nimmt zu, befeuert durch nicht-deutsche Tatverdächtige, wie Zahlen aus einer Antwort der Regierung auf eine parlamentarische Frage der AfD zeigt. Während die Zahl der deutschen Tatverdächtigen bei Gewaltstraftaten 2024 um 0,7 Prozent stieg, lag die Zunahme bei nicht deutschen Tatverdächtigen bei 7,5 Prozent.

Kein Grund zur Panik, sagt die Bundesregierung: Der stärkere Anstieg bei nichtdeutschen Tatverdächtigen sei aufgrund des „aktuellen Wanderungsgeschehens“ als „durchaus erwartbar eingestuft werden“ könnten, zitiert Welt aus der Regierungsantwort.

Was für ein Hohn!

Das Einzige, was ich von Menschen, die in Deutschland vorgeben Schutz zu suchen, erwarte, ist, dass sie alles Erdenkliche dafür tun, ein möglichst regeltreuer, hilfsbereiter, lernwilliger und friedfertiger Teil dieser Gesellschaft zu werden.

Das ist das, was eine selbstbewusste Gesellschaft von Schutzsuchenden einfordern muss. Das muss die Erwartungshaltung sein. Das Gegenteil ist traurigerweise der Fall.

Wenn selbst die Regierung Gewaltstraftaten für „erwartbar“ hält, nur weil Menschen ins Land kommen, läuft etwas gewaltig schief.

Politische Beliebigkeit der Kirche: Tempolimit statt Seelsorge

Schon drollig, wer sich plötzlich alles für das theologische Profil der großen christlichen Kirchen interessiert. Da hatte Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) im Bild-Interview die politische Beliebigkeit der Kirchen kritisiert, die sich etwa mit dem Tempolimit auf Autobahnen beschäftigen statt mit Seelsorge, und schon tobt eine Debatte, bei der sich selbst Kolumnisten über die „Kirchen-Schelte“ Klöckners erregen, die bislang weder als Kirchensteuerzahler noch als sonderlich fromme Seelen aufgefallen wären.

Die Kirchen wirkten mitunter wie „Nichtregierungsorganisationen“, hatte Klöckner (Studium katholische Theologie auf Lehramt) moniert und war prompt von ihrer Partei-, nun ja, -freundin Annette Schavan (Abitur, Ex-Botschafterin beim Vatikan) im ARD-Brennpunkt ohne Namensnennung indirekt beschieden worden, Kirche falsch zu verstehen.

Dabei spricht die anhaltende Austrittswelle bei Katholiken und Protestanten eine klare Sprache: Die Kernkompetenz in Sachen Seelsorge und Spiritualität wird offenbar anderswo gesucht und gefunden. Anbieter für Tempolimit und Geschlechtergerechtigkeit gibt es viele. Da sind die Kirchen eher zweite oder dritte Wahl.

Wer Gott sucht und Fridays for Future findet, sucht mittelfristig woanders. Die Abstimmung mit den Füßen läuft. Und es sieht nicht gut aus für die Kirchen.

Heute bei NIUS Live: Umfrage-Klatsche für Merz

Der Tag beginnt mit NIUS: Heute begrüßen wir den Publizisten und Moderator Achim Richter sowie NIUS-Reporter Julius Böhm zum Talk mit Moderator Alex Purrucker live im NIUS Radio-Studio.

Sie können die Sendung ab 7 Uhr live auf YouTube sehen und im NIUS Radio hören. Sollten Sie die Folge verpassen, können Sie sie sich auch nachträglich auf unserem YouTube-Kanal ansehen – wann immer Sie mögen.

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