Koalitionsvertrag: Die Sätze des Aufbruchs bezeugen das Drama des Niedergangs

Außerdem: Donald Trump hat einen Plan

Helden des Tages: Winterkinder

Wer hätte das gedacht? Im Winter gezeugte Kinder sind laut Uni Tokio unsere Gesundheits-Helden

Was für eine überraschende Studie: Die Uni Tokio hat festgestellt, dass Menschen, die zwischen dem 17. Oktober und dem 17. April gezeugt wurden, später gesünder werden, berichtet Bild.

Konkret: Die in den kälteren Monaten gezeugten Studienteilnehmer (356 Männer) hatten später eine höhere Aktivität des braunen Fettgewebes, einer Fett-Art, die Energie verbrennt, uns warmhält und zur Regulierung des Blutzuckers beiträgt.

Mit einem Satz: Im Winter gezeugte Kinder sind unsere Gesundheits-Helden.

Die Sätze des Aufbruchs im Koalitionsvertrag bezeugen das deutsche Drama des Niedergangs

Der Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD steht, und um mal mit einer positiven Botschaft zu beginnen: Die nächste Bundesregierung plant, den ersten Deutschen auf den Mond zu schießen. Wie wäre es mit Robert Habeck?

So stellt sich die KI „Grok“ Robert Habeck als Astronauten vor

Im neuen Regierungsprogramm heißt es: „Astronautische Weltraummissionen inspirieren die nächste Generation zu Höchstleistungen. Wir streben an, dass eine deutsche Astronautin oder ein deutscher Astronaut im Rahmen einer internationalen Mission zum Mond fliegt.“

Es ist tatsächlich so: Die Raumfahrt, der Drang ins unendlich Ungewisse des Alls, hat die Menschheit stets zu neuen Fabelrekorden der Innovation getrieben, Denken, Phantasie und Selbstbehauptungskräfte unserer Spezies beflügelt.

Ad Astra Per Aspera – durch Mühsal zu den Sternen, das war schon ein geflügeltes Wort der Römer, als Ozeane unbezwingbar schienen, als die Menschheit nur davon träumen konnte, jemals Flügel zu haben und erst den Himmel und dann den Weltraum zu erobern.

„Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Schritt für die Menschheit“ ist der wohl atemberaubendste Satz, den je ein Mann gesprochen hat. Neil Armstrong sagte ihn 384.000 Kilometer entfernt von seinem Heimatplaneten Erde, auf dem Mond, und die Amerikaner flogen 1969 dorthin mit der Technologie eines VW Käfers und der Rechenleistung eines heutigen Taschenrechners. Es zeugt von Klugheit, die Kraft der Raumfahrt zu erkennen, die den Menschen entfesselt und von der geistigen Schwerkraft befreit.

Und doch zeugen diese zaghaften Sätze des Aufbruchs im Koalitionsvertrag vom deutschen Drama des Niedergangs. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach der ersten Mondlandung möchten die Deutschen schaffen, was die USA 1969 vollbracht haben. Auch plant die Bundesregierung keine eigene Mission, sondern man möchte bei den Amerikanern mitfliegen. Bei den Amerikanern – das bedeutet konkret bei SpaceX, also bei Elon Musk. Bei dem Mann, der wie kein anderer von der neuen Regierung, von CDU und SPD, von Friedrich Merz und Lars Klingbeil beschimpft und verachtet wird. Der Mann, der für sein Meisterwerk der Meinungsfreiheit, die Plattform X, von der Bundesregierung geradezu bekämpft wird.

Als moralisierender Trittbrettfahrer, als besserwisserischer Anhalter will Deutschland durch die Galaxie. Natürlich mit einer Antriebstechnologie, die man als den ultimativen Verbrenner bezeichnen kann, einst erfunden von Wernher von Braun, dem Raketen-Genie der Nazis, während wir unsere Verbrenner verbieten und das Wort Verbrennungsmotor im Koalitionsvertrag nicht mal mehr auftaucht.

CDU-Wirtschaftspolitiker Christian von Stetten

Die Begründung dafür, dass Musk die Germans mitnehmen soll, während die Germans Musk als Rechtsradikalen beschimpfen, ist nicht etwa, dass wir große Ingenieurskunst beizutragen hätten. Oh nein. Die Begründung ist strikt bürokratisch. Deutschland, so CDU-Wirtschaftsexperte Christian von Stetten, zahle schließlich am meisten an die europäische Raumfahrtbehörde ESA.

Wer besonders viel für Bürokratie zahlt, darf auch mal mit zum Mond – das ist deutsche Raumfahrt, während wir der ganzen Welt erzählen, wie überlegen wir sind. Man kann in dieser Episode viel über den Zustand unseres Landes lesen.

Politik hat ihre eigenen Gesetze

Großmeister in der politischen Metaphernmalerei ist und bleibt CSU-Chef Markus Söder

An Tagen wie dem gestrigen, wenn die eigenen Parteichefs einen neuen Koalitionsvertrag vorlegen, gibt es zumindest für Mandatsträger eine Art Lügepflicht. Dabei geht es nicht nur um die eigene Karriere, die etwa für Abgeordnete und andere Funktionäre mit dem Zustandekommen einer neuen Regierung verbunden sein könnten, sondern um die ganz klare Erwartung, dass Leute, die ihr (meist recht ordentliches) Geld in, mit oder durch die Hilfe der Partei verdienen, deren Projekte nicht schlechtreden, sondern am besten wortreich loben oder zumindest schweigen, wenn ihnen die aktuelle Entwicklung nicht überzeugend erscheint.

Das Schweigen der meisten Unionsleute gestern war in dieser Hinsicht mehr als beredt. Für die erste Reihe reicht das natürlich nicht. Da gehört routinierte Fassadenkletterei nach Vorbild der Potemkin’schen Dörfer zum Berufsbild. Mit anderen Worten: Einfach Luftschlösser malen und ausschmücken, deren verbaler Farbenreichtum zumindest eine gewisse Zeitlang einen angenehmen Raumklang hinterlässt.

Irgendwas mit „Zukunft“ ist immer gut. „Neustart“, „Aufbruch“, „Anpacken“ und ganz wichtig: „Deutschland wieder nach vorne“, „in die Spur“ oder „auf den richtigen Weg bringen“.

Kleiner Nachteil bei all diesen formschönen Redefiguren: Wenn man selbst die letzten Jahrzehnte nahezu durchgängig regiert hat, ist da ein ganz kleiner Widerspruch, wenn man „Deutschland wieder fit machen“ will, wie es gestern die vier Chefs von CDU, CSU und SPD erklärten. Immerhin: CDU-Chef Friedrich Merz kann für sich ganz persönlich in Anspruch nehmen, den gegenwärtigen Zustand Deutschlands nicht mitzuverantworten.

Großmeister in der politischen Metaphernmalerei ist und bleibt allerdings CSU-Chef Markus Söder, der davon sprach, dass Deutschland bei der Migrationspolitik wieder den Zustand vor 2015 erreiche, womit er alle Kritiker in wohliges Erinnerungsgarn einzuspinnen suchte, die noch Zeiten ohne arabisch geprägtes Straßenbild, ohne Messer-Attacken und oder Städte mit Ramadan-Schmuck erlebt haben.

Bei Lichte betrachtet, ist Söders Spruch natürlich Unsinn, weil die Zeit niemand mehr zurückdrehen kann und die Migranten nun mal da und das Land ein anderes ist. Aber dass es in der Union immerhin noch Leute gibt, die offenbar wissen, was sie sie verbockt haben und zumindest wünschen, es rückgängig machen zu können, ist ein winziger Trost. Ein ganz winziger und leider folgenloser noch dazu.

Donald Trump hat einen Plan

Die Börsenmärkte weltweit haben ihr Urteil gesprochen: Mit seiner rigiden Zollpolitik schade der US-amerikanische Präsident der Weltwirtschaft. Dax, Nikkei, Dow Jones und Hang Seng sind in den Sinkflug übergegangen. Donald Trump hat Zölle von erst 104, dann sogar 125 Prozent auf chinesische Produkte angekündigt. China revanchierte sich zwischenzeitlich mit einer Einfuhrsteuer von 84 Prozent. Ebenso scharf schossen die Kurse plötzlich nach oben, als Trump am gestrigen Mittwoch eine 90-tägige Zollpause für zahlreiche Länder ankündigte. Wo soll das enden?

Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund eine Einschätzung der Handelsexpertin Claudia Schmucker. Die Leiterin des Zentrums für Geopolitik und Geoökonomie der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik sagte dem Finanzportal Onvista: Trumps Positionen in der Migrations- und Handelspolitik seien „sehr konsistent“. Er sehe „die Handelsbilanz der USA wie ein Geschäftsmann eine Unternehmensbilanz, nach dem Motto: Alle Importe sind schlecht und alle Exporte sind gut.“ Trump glaube fest an Zölle, sie seien für ihn „das Mittel der Wahl für alles, was er durchsetzen möchte.“

Dieses Verständnis kann man natürlich als vorgestrig oder falsch abtun. Es zeigt aber: Trump hat einen Plan. Wer mit den Vereinigten Staaten ins Geschäft kommen willen, muss einen eigenen Plan präsentieren. Mit Empörung oder Belehrung ist der neuen transatlantischen Herausforderung nicht beizukommen.

Darf man noch Feind der Regierung sein?

Das wird noch nett: „Was die Feinde der Demokratie angeht, gilt der Grundsatz ‚Null Toleranz‘“, heißt es im Koalitionsvertrag. Und weiter: „Es ist die gesamtstaatliche und gesellschaftliche Verantwortung, jedweder Destabilisierung unserer freiheitlichen und demokratischen Grundordnung entgegenzuwirken und dabei auch unsere Sicherheitsbehörden nicht allein zu lassen.“

Wir wissen, dass deutsche Politiker sich selbst gerne mit der Demokratie gleichsetzen. Darf man also noch Feind der Regierung sein?

Oder muss man gegen die Opposition auf die Straße gehen, um die Sicherheitsbehörden nicht allein zu lassen? Und ist in Zukunft die Gesellschaft schuld, wenn es mit der Sicherheit bergab geht?

Streitet!

Große Politik, Koalitionsvertrag, Wortbruch – oder doch nicht? Am Ende sind es die persönlichen Momente, Gespräche mit Menschen, die das Leben ausmachen.

Nach dem intensiven und aufreibenden Tag, an dem „Weißer Rauch“ aus dem Konrad-Adenauer-Haus stieg, an dem Union und SPD ihren durchaus kritikwürdigen Plan für Deutschland vorgestellt haben, konnte ich einen alten Freund treffen. Jahrelang nach dem Studium hatten wir keinen Kontakt, er wolle mit mir „streiten“, hatte er mir in einer kurzen Nachricht mitgeteilt, was ich freudig und meinem Naturell entsprechend natürlich angenommen habe.

Und ich muss Ihnen sagen: Es war herrlich und genau das, was diesem Land fehlt.

Menschen, die möglicher- (aber nicht notwendigerweise) aus anderen Welten kommen, die mit offenem Visier, eigenen Positionen, aber Respekt und Offenheit für das Gegenüber in den Streit – im besten Sinne des Wortes – gehen. Befruchtend, erhellend, kontrovers und am Ende das, was eine alte Freundschaft, eine Gesellschaft und eine Demokratie ausmacht.

Ob links oder rechts, arm oder reich, Fleischfresser oder Veganer, Mann oder Frau – gehen Sie diese Gespräche ein. Sie werden Freude haben. Sie werden dazulernen. Sie werden Verbindendes spüren, obwohl Sie vielleicht ganz unterschiedlich sind.

Heute ab 7 Uhr einschalten: NIUS Live Spezial zum Koalititionsvertrag

Der Tag beginnt mit NIUS: Unsere Experten analysieren für Sie die wichtigsten Themen des neuen Koalitionsvertrags zwischen Union und SPD. Aber auch die trügerischen Details im Vertrag werden entlarvt.

Zur schonungslosen Analyse treten an:

  • NIUS-Kolumnistin Birgit Kelle

  • NIUS-Reporter Julius Böhm

  • NIUS-Chef Julian Reichelt

  • NIUS-Politikchef Ralf Schuler

  • Unser Moderator Alex Purrucker

Sie können die Sendung ab 7 Uhr live auf YouTube sehen und im NIUS Radio hören. Sollten Sie die Folge verpassen, können Sie sie sich auch nachträglich auf unserem YouTube-Kanal ansehen – wann immer Sie mögen.

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