- Der Tag beginnt mit NIUS
- Posts
- So fürstlich speisten Kanzler & Co. am Tag der Deutschen Einheit
So fürstlich speisten Kanzler & Co. am Tag der Deutschen Einheit
Außerdem: Was die Bundeswehr abliefert, ist ein beschämender Trümmerhaufen

Held des Tages: Feuerwehrmann Hendrik Polzin

Er rettete Menschen im Fernsehen und im richtigen Leben: Feuerwehrmann Hendrik Polzin aus Heidelberg. Der Hauptbrandmeister war bekannt aus der ARD-Doku „Feuer & Flamme“, in der er sich im Grunde selbst spielte. Am Wochenende ist er bei einem Motorradunfall gestorben. Er hatte sein Leben dem Schutz anderer gewidmet – Freunde und Kollegen trauern um ihn.
Die Umstände seines tödlichen Unfalls in einer Heidelberger Tiefgarage sind noch nicht vollständig aufgeklärt. Polzin war seit 2003 bei der Jugendfeuerwehr Rohrbach im Einsatz, seit 2019 auch bei der Berufsfeuerwehr Heidelberg. Seine Kollegen der Freiwilligen Feuerwehr trauern auf Instagram um ihn: „In Erinnerung an einen Kollegen, Freund und Feuerwehrmann. Sein letzter Einsatz mag beendet sein, doch wird er immer bei uns bleiben: in unseren Herzen, in unseren Reihen, in unserer Stadt.“
Jetzt neu: NIUS Live am Abend. Ab 18 Uhr einschalten!
Wir geben Ihrer Stimme eine Mehrheit
Jetzt NIUS-Insider werden und von zahlreichen Vorteilen profitieren.
Krise? Welche Krise? So fürstlich speisten Kanzler und Co. am Tag der Deutschen Einheit

Vor versammelter Politikergruppe hielt der Koch Bau eine Rede.
Von Ralf Schuler
Wenn man den Eindruck bestätigen will, dass die politische Klasse in Deutschland ein Klüngel ist, der die Probleme nicht auf die Reihe bekommt, sich auf Staatskosten selbstbedient und so abgehoben ist, dass für Normalsterbliche unten nicht mal mehr ein Kondensstreifen zu sehen ist, dann muss man so intonieren wie der Kollege Jakob Strobel y Serra in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).
Dort schwelgte der Fachmann für die schönen und luxuriösen Dinge des Lebens geradezu vor Begeisterung über das Diner der deutschen Regierungsspitze am Tag der Deutschen Einheit von Gourmet Christian Bau aus dem wohl edelsten Restaurant des Landes, dem Drei-Sterne-Haus „Victor’s Fine Dining“ im saarländischen Perl.
„Angefangen hatte das Ganze mit einer wagemutigen Idee, die geradezu tollkühn anmutet in einem Land, dessen politische Klasse traditionell die Spitzenküche scheut wie der Teufel das Weihwasser und stattdessen lieber das Loblied der Hausmannskost singt, an Currywurstbuden die Fraternisierung mit dem gemeinen Volk praktiziert oder – wie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder – die sozialen Netzwerke mit schauderhaften Zeugnissen seiner kulinarischen Selbstverstümmelung mittels amerikanisch-orientalischem Fast-Food-Fraß überschwemmt. Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger wollte diese Zwangsproletarisierung und Selbstverzwergung nicht mitmachen und tat das genaue Gegenteil: eine Tollkühnheit, die es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie zuvor gegeben hat.“
„Tollkühnheit“ ist demnach, wenn man sich im Ausleben von Abgehobenheit, Volksferne und sozialer Selbstgewissheit vom Pöbel einfach nicht runterziehen lässt. Motto: Eure Armut kotzt mich an. Nun will niemand verlogener Anbiederung von Top-Verdienern und politischen Entscheidern und gespielter Bodenständigkeit das Wort reden. Es ist aber schon bemerkenswert, wenn die Sozialdemokratin Rehlinger zur Feier der Deutschen Einheit ausgerechnet ein PR- und Förderprogramm für Edel-Gastronomie auflegt, wo die Menü-Preise im mittleren dreistelligen Bereich liegen. Oder um es mit Kanzler Friedrich Merz (CDU) zu sagen: „Glas ist halb voll.“ Weniger „Wehleidigkeit und Larmoyanz“, mehr Luxus wagen.

Feinster Kaviar als Vorspeise
„Das Saarland ist eine Hochburg der Kulinarik, das Genießen gehört zu unserer Lebensart, und ,Hauptsach’, gudd gess‘ ist unser Savoir-vivre“, zitiert die FAZ Bundesratspräsidentin Rehlinger, die aber genauso stolz auf die hohe Dichte an Sternerestaurants in ihrem Bundesland ist. Auch sie seien Teil der saarländischen Identität. Eine Arbeitslosenquote von 7,4 Prozent allerdings auch.
Gleich zu Beginn lässt Christian Bau aus der Küche grüßen: „grüner Apfel mit Räucheraal und Gänseleber, eine Tartelette von heimischen Pilzen mit Soja, Bonito mit Koshihikari-Reis und Nori-Algen, einen saarländischen Bio-Ochsen mit Räucherfischcreme, Saibling aus dem nahen Losheim mit Katsuobushi und Myoga, das sind Bonito-Flocken und japanischer Ingwer; und schließlich eine Croustade von Ama Ebi mit Uni und Kombu, also eine rohe Kaltwassergarnele mit Seeigel und Seetang – sechs kulinarische Kleinkunstwerke von größter Virtuosität“.
Dinge, die der gemeine Bürger googlen muss, um sie nicht mit japanischer Kampfkunst zu verwechseln.
Und damit nicht der Eindruck entsteht, dass Kreti und Pleti mit von der Partie sind, schreibt Strobel y Serra: „Die Spreu trennt sich danach vom Weizen, und die 38 Auserwählten schreiten ohne Entourage ins Refektorium, um unter einer opulenten Stuckdecke das Diner einzunehmen.“ Ob ein Hofmarschall in der Ecke mit seinem Stab aufklopfte, ist nicht überliefert. Wohl aber, was in der Küche geschah: „In der Küche reihen sich auf langen Tischen die Teller mit dem Amuse-Gueule wie an einem Fließband der Feinschmeckerei aneinander, um mit gezupftem Taschenkrebs, einer ausgebackenen Taschenkrebs-Krokette, Avocado, Ossietra-Kaviar, hawaiianischen Palmherzen und asiatischen Zitrusfrüchten bestückt zu werden – so kunstvoll, als sei Joan Miró unter die Köche gegangen.“
Die Deutsche Einheit, hier ist sie gelungen, vollzogen und verzehrt. „Die Stimmung im Speisesaal ist blendend, und nach der Vorspeise wird sie noch besser, einer Bernsteinmakrele als Sashimi und Tatar mit Austern-Mayonnaise, Holunderblütenessig, einer Rettich-Rosette und einem halben Dutzend hocharomatischen Strandpflanzen.
Wer da noch nach einem Fischbrötchen fragt, kann nicht mehr bei Trost sein.
Die nächste Eskalationsstufe der Animation erreicht die politische Prominenz beim Lamm mit Anchovis, schwarzem Knoblauch, Pommes soufflés, Zucchini als Blüte und Schlaufe aus pergamentdünnen, abwechselnd grün-weiß geschichteten Scheiben, getrockneten Tomaten, Auberginen-Püree und einer Espuma aus Anchovis und Auberginen – ein hochkomplexer Teller, zubereitet von einem Dutzend Händen im Hochgeschwindigkeitstempo mit einer Konzentration und Präzision, die man sich von mancher politischen Debatte wünschte.“
Oho! Hat sich da womöglich am Schluss ein feiner, von geschliffener Eleganz getragener ironischer Seitenhieb auf die Fruchtlosigkeit koalitionärer Debatten und den Herbst der Kommissionen in die Haute-Cuisine-Eloge eingeschlichen? Durchaus. Und es kommt noch derber, denn wer sich mit „fetischhaftem Wurstgefresse“ (Robert Habeck über Markus Söder) disqualifiziert, darf die lukullischen Genüsse der Deutschen Einheit nun wirklich nicht stören:
„Das Dessert, ein Bonsai-Ikebana-Garten aus Grand-Cru-Schokoladen-Mousse mit Crème-brûlée-Kern, Schokolade als Drop, Sponge und Hippe, Banane als Chip, Karamell, Sorbet, Gel und Stickstoffperlen, gekrönt von einem Tahiti-Vanille-Eis, wird dann in bester Laune und vielleicht auch mit der Erkenntnis verspeist, dass Christian Bau genauso Teil der deutschen Hochkultur ist wie Daniel Kehlmann oder Jonas Kaufmann – ganz sicher aber mit der Gewissheit, welche unerschöpfliche Quelle des Glücks die sehr gute Küche ist und welche absurde Selbstbestrafung und Selbstkasteiung das Gegenteil davon. Markus Söder hat das Abendessen in Mettlach übrigens geschwänzt. Vermisst hat ihn niemand.“
Vielleicht hatte er Gründe. Oder einfach nur ein Gespür dafür, wann Feierlichkeit in Dekadenz umschlägt und was in diese Krisenzeiten mit Firmenpleiten, Entlassungen und Stagnation passt. Und was eben nicht.
Jeder der versammelten Staatsspitzen bekommt vom Steuerzahler auskömmliche Saläre überwiesen, um Spitzengastronomie auf eigene Rechnung genießen zu können. Jedenfalls muss sich niemand wundern, wenn in Teilen der Gesellschaft das Verständnis dafür ausgeht, warum trotz Milliarden-Schulden noch Milliarden-Löcher im Haushalt klaffen und wir uns unser Sozialsystem, die Pflegestufe eins und die Stromsteuersenkung nicht leisten können.
Oder wie man in der Kantine sagt: Mahlzeit!
Drohnen-Chaos von München: Was die Bundeswehr abliefert, ist ein beschämender Trümmerhaufen

Am Wochenende musste am Münchener Flughafen mehrfach der Betrieb unterbrochen werden – wegen der Sichtung von Drohnen
Von Julian Reichelt
Ich glaube erst an die Drohnen über unseren Flughäfen, wenn ich überzeugende Aufzeichnungen davon sehe (man könnte zum Beispiel diese atemberaubende Technologie namens Kameras einsetzen), aber ganz unabhängig davon muss man sagen: Was die Bundeswehr hier gerade abliefert, ist ein beschämender Trümmerhaufen, eine Armee der weißen Fahne.
In einem normalen, funktionierenden Land würden Generalinspekteur und Inspekteur der Luftwaffe dem Verteidigungsminister und dem Bundeskanzler geradezu die Tür einrennen, um ihre (lange vorbereiteten) Pläne zur Drohnenabwehr vorzustellen, durchzusetzen, die Finanzierung dafür zu bekommen und sogleich Ergebnisse zu liefern. Aber man hört rein gar nichts von der Bundeswehr.
Es scheint von Verteidigungsminister Boris Pistorius nicht einmal den Anspruch zu geben, für die Verteidigung des deutschen Luftraums verantwortlich zu sein.
Was wir gerade mitansehen müssen, kann jedem Deutschen nur sagen: Wir sind schutzlos. Wir haben Jahrzehnte lang für die Bundeswehr bezahlt, aber da ist nichts, was uns schützt, bloß eine technologisch längst überholte Bürokratentruppe, in der unzählige Oberstleutnante, die Sozialpädagogik studiert haben, ihren stattlichen Bauch Richtung Pension schaukeln.
Was das Schweigen der Bundeswehr bedeutet: Man will allen Ernstes nach Fluggerät und Größe aufteilen, ob Bundeswehr oder Polizei zuständig ist. Wenn ein richtig schöner Kampfjet angedonnert kommt, dann bequemen sich die Herrschaften von der Luftwaffe vielleicht mal, die Abfangjäger aufsteigen zu lassen, aber wenn eine Drohne kommt, die so groß ist wie ein Fußball und ein Kilo Plastiksprengstoff trägt, dann wählt die Bundeswehr lieber 110.
Die Drohnen-Situation wird exakt zwei politische Reaktionen in der Bevölkerung auslösen:
Die eine Hälfte wird an eine Bedrohung glauben und sich schutzlos fühlen.
Die andere Hälfte wird nicht an eine Bedrohung (sondern an Panikmache) glauben und die Bundeswehr-Führung als Versagertruppe betrachten.
Auf jeden Fall bestärkt die derzeitige Hilflosigkeit, gepaart mit wirklich sagenhaftem Bürokratismus, dass unser Steuergeld ganz offenkundig nicht das kauft, was man uns zugesagt hat. Und unsere Feinde sehen: Alles, was es braucht, um Deutschland lahmzulegen, ist ein bisschen Consumer-Technik aus dem Media-Markt.
NIUS Live: Die Kaviar-Koalition
Der Tag beginnt mit NIUS: Heute begrüßen wir NIUS-Kommentator Waldi Hartmann sowie NIUS-Chef Julian Reichelt zum Talk mit Moderator Alex Purrucker live im NIUS Studio.
Sie können die Sendung ab 7 Uhr live auf YouTube sehen und im NIUS Radio hören. Sollten Sie die Folge verpassen, können Sie sie sich auch nachträglich in unserer NIUS Mediathek ansehen – wann immer Sie mögen.
Und nicht vergessen: kommentieren, liken, teilen, abonnieren!
Impressum VIUS SE & Co. KGaA |
Die VIUS SE & Co. KGaA wird gerichtlich und außergerichtlich vertreten durch die persönlich haftende Gesellschafterin VIUS Management SE, Berlin (Amtsgericht Charlottenburg, HRB 245682 B), diese vertreten durch ihre geschäftsführenden Direktoren Christian Opitz, Julian Reichelt und Vera Regensburger. |
Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes (V.i.S.d.P) |
Mitglieder der Chefredaktion |
Handelsregister |
Umsatzsteuer-Identifikationsnummer |
Verantwortlich gemäß § 18 Abs. 2 MStV |
Zuständige Regulierungsbehörde: |
Zuständiger Jugendschutzbeauftragter: |
Informationen zur Verbraucherstreitbeilegung |
Reply